Radio 2 Radiobeitrag vom 17.05.2000

Dieses Interview wurde am 10.05.2000 aufgenommen und am 17.05.2000 auf dem englischen Radiosender Radio 2 gesendet. Es steht in Form von zwei MP3s unter http://www.markradley.freeserve.co.uk/a-ha/a-ha.htm zur Verfügung (Dank an Mark!)

Lynn Parsons: Meine Gäste heute abend haben über 20 Millionen Alben weltweit verkauft und vor Massen von Zuschauern in Stadien gespielt, was ihnen eine Erwähnung im Guinnessbuch der Rekorde eingebracht hat. Und sie haben einmal vor eineinhalb Millionen Fans innerhalb eines einzigen Monats gespielt, das ist ganz schön viel. Es freut mich, sagen zu können, dass es heute abend wesentlich intimer ist. Die Band ist A-ha, willkommen in der Sendung Mags, Morten und Paul!

Alle: Danke.

Lynn: Wir lieben die Single und wir haben sie auch schon lange vor der Veröffentlichung gespielt. Erzählt mir etwas über das Album, denn in euren Gedanken, als ihr euer letztes Album "Memorial Beach" aufgenommen habt, habt ihr euch damals vorgestellt, dass es ein weiteres Album geben würde?

Alle: Oh ja!

Pål: Wir hatten mit dem nächsten kurz darauf angefangen, bevor wir herausgefunden haben, dass wir eine Pause brauchen (lacht).
Morten: Für etwa zehn Jahre (lacht).

Lynn: Also war es keine Überraschung für Euch...

Morten: Nein, wir waren noch nicht "fertig" mit der Band in diesem Sinne, wir wussten, dass da noch eine Menge für uns zu tun war. Aber wir brauchten wirklich diese Pause.

Lynn: Richtig. Und natürlich seid ihr hingegangen und habt verschiedene Dinge getan, über die wir gleich auch noch reden werden. Aber ihr seid dann schließlich für die Friedensnobelpreisverleihung 1998 zusammengekommen. Hat das bewirkt, dass ihr festgestellt habt, dass ihr bereit ward?

Magne: Das hat bewirkt, dass wir mit dem Streiten aufhörten (lacht) - der Friedenspreis. Wir haben ihn in diesem Jahr allerdings nicht bekommen. Es war eine Sache, zu der wir schwer "nein" sagen konnten, und es ist eine große Ehre in unserem Land, das zu tun. Und auf diese Bühne zu gehen, hat sich ein bisschen seltsam angefühlt, weil wir so lange getrennt waren, aber als wir oben waren, war es, als wäre es erst gestern gewesen. "Summer Moved On" ist für dieses Ereignis geschrieben worden und wir wussten zu diesem Zeitpunkt nicht, ob es ein Abschieds-Auftritt oder eine Wiedervereinigung war. Doch danach haben wir direkt angefangen, mit ein paar schnellen Demos herumzuspielen und der Schneeball kam ins Rollen...

Lynn: Da sind ein paar schöne Streicher, die auf diesem Stück zu hören sind, und auch auf dem Album. Und das ist zur Abwechslung mal ein echtes Orchester, denn man bekommt ja heutzutage auf Alben nicht oft ein echtes Orchester zu hören, es sei denn, sie sind klassisch.

Pål: Ja, wir haben ein paar Sessions gemacht mit dem norwegischen... was war es...
Magne: ...Philharmonic und dem Radio Orchester...
Pål: Und das war wirklich toll, denn das ist etwas, was wir immer so empfunden haben, dass unsere Musik mit den großen, dramatischen Songs immer nach Streichern geschrien hat. Und so haben wir uns manchmal selbst einen Klaps gegeben und dem widerstanden, doch dieses Mal haben wir es einfach gemacht.

Lynn: Ich habe gelesen, dass eure Einflüsse zum Teil definitiv Jimi Hendrix und The Doors sind, aber da ist ein Stück auf diesem Album "Minor Earth Major Sky", das "Mary Ellen Makes The Moment Count" heißt, und das klingt tatsächlich sehr nach Beatles, denke ich. Es hätte auf "Eleanor Rigby" sein können, auch mit dem Thema, sowas wie 30 Jahre danach. Waren die Beatles ein großer Einfluss für euch?

Pål: Ja, sehr groß. Es war das Songschreiben, das auf eine Weise immer wieder auf die Beatles zurückgekommen ist. Und so ist das immer eine Inspiration.

Lynn: Und das ist ein sehr guter Albumtitel, aber warum heißt es "Minor Earth Major Sky"?

Magne: Braucht man dafür einen Grund?

Lynn: Naja, ich möchte ihn gerne hören, weil ihr ein früheres Album hattet mit dem Titel "East Of The Sun, West Of The Moon" und das passte so schön zusammen.

Magne: Ja, aber "East Of The Sun, West Of The Moon" ist aus der norwegischen Folklore übernommen. Das trifft auf diesen Titel nicht zu, aber er fühlt sich genauso an, da stimme ich zu. Ich denke es ist einfach eine seltsame Kombination von Gegensätzen, ich meine gering - bedeutend, Erde - Himmel, und ich habe in der Tat mit dieser Art von Gegensätzen herumgespielt und dabei ist der Titel entstanden. Und es schien einfach ein sehr offener und poetischer Titel zu sein, ohne zu nervend zu sein (lacht).

Lynn: Wie ich vorhin schon gesagt habe, lieben wir die neue Single "Summer Moved On" und wir würden den Song wirklich gerne von euch hören, wenn ihr das könnt?

Magne: Ich denke schon, dass wir das können...
Morten: Naja, die Jungs haben ihre Kapodaster nicht mitgebracht, und so müssen wir es in der Tat einen Ton heruntertransponieren, wenn das OK ist.

Lynn: OK, ich denke, damit kann ich leben (lacht).

An dieser Stelle wurde eine Unplugged-Version von "Summer Moved On" gespielt, die bei folgenden Adressen gedownloadet werden kann:
http://www.deeper.ndo.co.uk/summer_radio2.mp3 (Dank an Philip!)

(Morten kriegt sich gar nicht mehr ein und summt im Hintergrund immer noch herum)

Lynn: "Summer Moved On", das sind A-ha live bei Late Night Radio 2 und Mags, Morten und Paul sind jetzt hier bei mir - naja, sonst wäre das ja auch nicht live, oder? Also, während eurer Pause von gemeinsamen Aufnahmen, hattet ihr alle andere Abenteuer. Paul, ich weiß, dass du mit deiner Frau Lauren auftrittst, ich habe auch einiges von der Band Savoy gehört und die Musik gefällt mir wirklich sehr, ich habe ein Album.

Pål: Danke. Es waren schon tolle sieben Jahre, auf eine Weise wieder bei Null anzufangen, ein komplett neues Ding aufzubauen. Denn ich hatte immer das Gefühl, dass ich eine Menge Sachen schrieb und nicht alles davon passte zu A-ha, und so ist es schön, eine andere Plattform dafür zu haben.

Lynn: Und Lauren hat einige der Songs auf diesem Album geschrieben bzw. mit Dir geschrieben, oder?

Pål: Ja. Ich konnte das nicht verhindern, es war...
Morten: Das ist eine familieninterne Sache. (Gelächter)
Pål: Sie singt auch auf einem anderen Stück. Sie ist sozusagen da.

Lynn: Und Mags, du bist ein Maler und Bildhauer, ist das richtig?

Magne: Huha, das klingt ja, hm. Naja, ich meine, die sieben Jahre habe ich damit verbracht, außerhalb des Rampenlichtes zu bleiben, im Sinne des Showbusiness. Ich habe bereits 1989 parallel zu A-ha angefangen, meine Werke auszustellen, und von da an nahm es mehr und mehr von meiner Zeit ein. Es hat mich etwa diese sieben Jahre gekostet, um anerkannt zu werden und von dem Status als "Promi-Maler" wegzukommen. Und so hat jeder, den ich in der Kunstwelt kenne, sich am Kopf gekratzt als ich anfing, davon zu reden, dass ich wieder mit A-ha arbeiten würde. Weil kein wirklich einfacher Übergang dazwischen existiert. Obwohl die Grenzen zwischen Populär-Kultur und hoher Kultur in gewissem Sinne eigentlich nicht mehr existieren, ist es schwer zu sehen, wie das eine von dem anderen in diesem speziellen Fall profitieren könnte.

Lynn: Offenbar tut es das.

Magne: Gut, ich denke, mit Musik zu arbeiten und zu malen ist nicht so unterschiedlich. Ich meine, in den sieben Jahren, die seit A-ha vergangen sind, habe ich etwas Filmmusik gemacht, und für mich sind das nur zwei verschiedene Ausprägungen, man benutzt zu einem großen Teil dasselbe Talent, denke ich, sofern da überhaupt welches ist.

Lynn: Und du hast in der Tat in der ganzen Welt ausgestellt, ich habe gehört von Bejing bis Paris, ist das richtig?

Magne: Naja, ich hatte einige Solo-Ausstellungen in China, in Bejing und Shanghai. In Paris habe ich in Gruppen-Veranstaltungen ausgestellt und auch im Rest von Europa.

Lynn: Ich weiß nichts davon, dass du hier in England ausgestellt hast, oder?

Magne: Nein, das habe ich auch nicht getan, das ist richtig.

Lynn: Gibt es eine Chance, dass wir irgendwann einige deiner Bilder oder Werke zu sehen bekommen?

Magne: Ich hoffe es.

Lynn: Und Morten, natürlich, das Solo-Album "Wild Seed". Inwiefern war es anders, ohne die anderen beiden zu arbeiten?

Morten: Oh, das war völlig anders, denn ich war ja kein Songschreiber in A-ha. Und so war ich daran nicht auf einer Ebene beteiligt, die dem nahe kam, wie ich es bei "Wild Seed" getan habe, wo ich ziemlich stark in der Verantwortung war. Und so war das eine großartige Erfahrung für mich und auch das Schreiben von Songs war neu für mich. Alles begann zu passieren um diese Zeit herum, wir reden von 93/94. Und ich habe seither nicht wirklich damit aufgehört, ich schreibe fast die ganze Zeit weiter Songs, und so habe ich...

Lynn: Da sind auch Songs auf diesem Album.

Morten: Da sind ein paar, aber ich denke, als Songschreiber in A-ha bin ich ein fremdes Element, ich komme von draußen herein und so wird es einige Zeit brauchen, bis das in ein A-ha-Ding eingewoben wird. Und so ist der Beginn auf diesem Album noch in einem frühen Stadium.

Lynn: Oh, wir lieben das Album, lieben es wirklich. "Minor Earth Major Sky" ist bereits ein großer Hit auf dem europäischen Festland, und ich weiß, dass es dort veröffentlicht worden ist, bevor wir es bekommen haben.

Morten: Entschuldigung. (Gelächter)

Lynn: Ich bin sicher, dass es... Das ist in Ordnung, wir werden euch vergeben, ihr seid ja hereingekommen und habt mit uns geredet. Ich bin sicher, dass es hier den gleichen Erfolg haben wird. Bedeutet das, dass wir euch touren sehen werden?

Morten: Wir würden sehr gerne touren, aber wir müssen die Dinge planen, verstehst du, und das ist eine Sache, die wir gelernt haben. Wir schauen gerade auf eine Menge Angebote, ich meine auch von Agenten, die Reaktionen waren überraschend für uns. Wir haben nicht erwartet, dass das Album auf diesem Level empfangen werden würde, zumindest nicht so schnell, wie es geschehen ist. Und das Gleiche gilt für Promoter, es kommen eine Menge Dinge rein, die wir uns zur Zeit ansehen. Aber es ist zu früh, irgendwelche Daten anzukündigen, das wissen wir selbst noch nicht.
Magne: Es ist ein wenig typisch für die Art der Annäherung, die wir im Moment versuchen, beizubehalten, verstehst du, die Dinge nicht zu weit im Voraus zu planen, denn ich denke, wenn die Dinge am Ende zu... Wir wollen es auf einer Ebene halten, wo wir es genießen können und es zu uns kommen lassen können und es auch in Balance mit den anderen Aktivitäten außerhalb der Band zu halten. Es geschehen eine Menge Dinge im Moment, A-ha ist nicht die einzige Sache, die wir machen, es ist die Sache, die wir zusammen machen. Und wir würden es lieben, Konzerte zu geben, wir *werden* Konzerte geben, aber ob wir eine längere Tour machen werden oder nicht, ist zu diesem Zeitpunkt noch in Diskussion.

Lynn: Wir freuen uns darauf, wenn es denn geschieht. Also, vielen Dank, dass ihr vorbeigekommen seid, wir wissen, dass ihr eine anstrengende Woche hattet und tatsächlich ist heute euer Nationalfeiertag in Norwegen, oder? [;-)]

Morten: Das ist es, wir sollten also zu Hause sein... (Gelächter)

Lynn: Würdet ihr gerne ein Stück vom Album auswählen, wenn ich sagen würde, dass ihr irgendeins wählen könnt, weil sie eure Songs sind.

Pål: Hmm...
Morten: Irgendein Stück. "Little Black Heart" vielleicht. Einer der Jungs da draußen hat es erwähnt.

Lynn: Er mag es sehr, wir haben halt alle unsere eigenen Favoriten.

Pål: Lasst uns das nehmen.
Magne: Spiel sie alle, wenn du willst! (Gelächter)

Lynn: OK. Vielen Dank Mags, Morten und Paul von A-ha.

Pål: Danke.

Vielen Dank an Meike für die Abschrift und Übersetzung des Radiobeitrages

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