CD Kritik zu "MEMS" (NAT&DAG ,
Kulturzeitung für Kopenhagen, Ausgabe 5/2000)

Die meisten erinnern sich wahrscheinlich nur wegen ihres Megahits "Take On Me" an sie, aber die norwegische Gruppe A-ha hat tatsächlich in den Jahren 1985-1992 fünf klasse Syntpop-Alben herausgebracht, die ein viel besseres Schicksal verdient hätten, als nur als Treibgut in den Müllkasten der Antiquariaten mit "10 Stück für 100 Dkr" (etwa 25 DM) zu enden. Jetzt ist das Trio also mit ihrem ersten Album nach sieben Jahren zurück, und sie setzen (glücklicherweise) unverdrossen fort, wo sie beim letzten Mal stehengeblieben sind, mit 13 majestätischen und melancholischen Balladen, sowohl mit Keybords, Streichern und akustischen Gitarren in Menge, als auch der hellen, sehnsuchtsvollen Stimme von Morten Harket als Mittelpunkt.
Pål Waaktaar zeigt sich nochmal als einer der besten Poptischler Skandinaviens seit Ulvaeus/Andersson (die Songschreiber von ABBA) und das "Little Black Heart" - das immer hinter A-has Musik geschlagen hat und den üppigen musikalischen Arrangements ihren gewissen nordischen Klang gegeben hat - ist immer noch intakt. A-ha verleihen dem tüchtigen Handwerk und der perfekten Produktion eine romantische Resonanz von existenziellem Zweifel, Suchen und Streben, die wirklich dazu beiträgt, die Kompositionen weit oben in den siebenten Himmel zu heben. Wenn jemand in diesem Jahr bessere und einleuchtendere Hits als "Barely Hanging On", "Summer Moved On", "You'll Never Get Over Me" oder das obengenannte "Little Black Heart" geschrieben hat, sind sie an dem Tisch von diesem Kritiker einfach vorbeigegangen.
Oder vielleicht ist alles nur eine Frage von perfektem Timing, denn diese Zeilen werden am ersten richtigen Frühlingstag geschrieben, wo die Leute aus ihren jeweiligen Winterexilen strömen, dahin, wo die Sonne in den Augen blendet und die Luft von den Erwartungen des kommenden Sommers und seiner Versprechungen von etwas Anderem und Vollerem vibriert. Obwohl man ja tief im Inneren weiß, dass alles nur eine zurückkehrende Illusion ist, die ganz sicher wieder in die Schranken gewiesen wird, wenn der meteorologische und mentale Herbst wieder anfängt. Aber zu gerade dieser zerbrechlichen und flimmernden Stimmung von keimendem Lebensmut - trotz des Lagers von zerbrochenden Hoffnungen - machen die brausenden Kaskaden von wehmutigem Wohllaut auf "Minor Earth, Major Sky" den perfekten Soundtrack aus.

Bewertung: 5 von 6 Punkten = Hervorragend

Vielen Dank an Peter für die Übersetzung

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