Norwegens Popband bleibt sich treu
(Münstersche Zeitung vom 23.09.2002)
In den 60ern flippten die Mädels beim Anblick der Beatles aus,
heute lässt Britney Spears Bubenherzen höher schlagen. In den 80ern
gab es A-ha. Kaum ein Bravo-Heft, aus dem Frontsänger Morten Harket
nicht herauslächelte. Und dieses charmant-scheue Lächeln hat er
nicht verloren.
Die Poster-Sammlerinnen von damals sind treu geblieben. Beim
Konzert im westfälischen Halle dominierte die weibliche Anfang-Dreißig-Fraktion.
Die Poster haben sie inzwischen wohl abgehängt, doch die Texte sitzen
immer noch. Nur bei den neuen Songs tut sich die Menge beim Mitsingen
noch schwer. Gejubelt wird dennoch. Kein Wunder, denn soundmäßig
mussten sich die Fans nicht groß umstellen: Das neue Album der drei
Norweger ist keine musikalische Revolution. Sie machen da weiter, wo
sie aufgehört haben. Und warum auch nicht. Was Morten Harket, Magne
Furuholmen und, allen voran Paul Waaktaar-Savoy texten und
komponieren, ist nicht das schlechteste, was die Pop-Ära
hervorgebracht hat.
Lässig stehen sie da. Morten im hautengen Stretch-Oberteil, Magne
im 70er-Hemd und Paul im Batik-Shirt. Und sie spielen Sachen, die man
auf einer Comeback-Tour nun wirklich nicht vermutet hätte.
Sicherlich, die Sahne-Häubchen "Hunting high and low"
"Take on me" und "The sun always shines on TV"
sind Abräumer. Doch die eigentlichen Highlights sind die Titel, die
in den Charts nur herumdümpelten – falls sie überhaupt drin waren.
"The blood that moves the body", "Swing of things",
"Scoundrel days". Ein Tribut an alle, die damals die
Scheiben rauf und runter gehört haben.
Zu den "alten" Sachen gehören auch "Manhatten
Skyline". Nach dem 11. September 2001 hat das Stück plötzlich
eine ganz neue Lesart, stellt Magne fest. Darum spielen sie es. Aus
der Abschiedsballade ist ein Gedenksong für die Opfer geworden. Und
was machen die Jungs nach knapp zwei großartigen Stunden? Sie hören
auf. Sie haben es immer noch nicht gelernt: Eine euphorische Menge
will mehr als eine winzige Zugabe.
Dank an Mareen
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