A-ha: Leuchtfeuer aus dem
Norden
(Musikexpress Ausgabe 12/2000)
Die Spice Boys
A-ha Das Trio aus Norwegen hat alles durchgemacht, was
die Musikbranche zu bieten hat - uns fühlt sich heute
wohler denn je.
Es gab jede Menge kreative Reibereien - und
Lösungen." Und die scheinen keine schlechten
gewesen zu sein, denn "MEMS", das
Comeback-Album des norwegischen Trios A-ha nach
mehrjähriger Abstinenz, ist inzwischen bereits das
erfolgreichste von Morten Harket (40), Magne Furuholmen
(37) und Zitat-Lieferant Pål Waaktaar (38). Kein Wunder,
dass Magne angesichts diverser Gold- und Platin-
Auszeichnungen bekennt: "Es ist schon
erstaunlich, wieviele Menschen sich noch an uns erinnern
können. Am meisten überrascht waren wir darüber, dass
so viel guter Wille da war, uns objektiv zu beurteilen -
auf einmal bekamen wir auch von seriösen Magazinen gute
Kritiken, sogar im Nachhinein für unsere alten Sachen.
Plötzlich erfahren wir Respekt für Musik, die wir vor
zehn Jahren gemacht haben."
"Damals", sagt der passionierte Maler,
"hat man uns in einem anderen Licht gesehen.
Damals waren wir die netten, erfolgeichen Jungs. Erfolg
und Qualität der Musik haben sich gegenseitig
ausgeschlossen. Dabei war unsere Musik vor zehn Jahren
genauso bedeutungsvoll wie heute - finde ich zumindest.
Jeder von uns wollte aber Dinge tun, die wir bei A-ha
nicht verwirklichen konnten. Darum haben wir unserer Band
eine Pause verordnet; wir fühlten, dass sie uns von den
Dingen abhielt, die rauswollten." Die Norweger,
mit acht MTV-Awards, 16 internationalen Hitsingles und
sechs Chartalben eine der erfolgreichsten Bands der
achtziger Jahre, hatten sich 1994 inoffiziell getrennt.
"Jetzt", so sieht es Magne, "haben
wir die Option, als eine Gruppe von Individualisten
Gemeinsames zu tun, wenn wir es wollen. Wenn wir es
schaffen, A-ha als offene Struktur zu führen, ist es
gut. Sobald wir jedoch das Gefühl haben, dass sich der
Knoten zuzieht, fühlen wir uns nicht mehr wohl. Als wir
mit A-ha aufhörten, haben wir alle kreativ
weitergearbeitet und in kurzer Zeit viel erreicht. Wir
sind nicht etwa in ein Loch gefallen oder depressiv
geworden."
Als man das gemeinsame Projekt wiederbeleben wollte,
bedurfte es einiger Anläufe, wie Wahl-New-Yorker Pål
Waaktaar erklärt: "Zunächst haben wir alleine
gearbeitet. Jeder schrieb Lieder, dann spielten wir drei
Alben ein, nur für uns. Erst dann trafen wir uns wieder,
um das eigentliche Produkt fertigzustellen. Früher
hatten wir schon mal Panik, so nach dem Motto: Es
muss unbedingt klappen. Heute nehmen wir einfach
ein paar Titel auf, und die landen dann auf dem Album.
Wir haben auch gelernt, mehr zu experimentieren. Jeder
von uns hat ein eigenes Gewürz eingestreut."
A-ha als Spice Boys sozusagen? Vielleicht sogar in
zweifacher Hinsicht.
Meint Paul: "Wir haben alles durchgemacht, was man
in dieser verdammten Branche durchmachen kann. Wir werden
oft von jungen Bands gefragt, welche Fallen sie vermeiden
können. Aber das beste ist wirklich, nichts zu sagen.
Jeder sollte seine eigenen Erfahrungen machen. Man wird
zynisch mit der Zeit." Und was geht einem durch den
Kopf, wenn man in aktuellen Songs anderer Künstler
bisweilen "Zitate" entdeckt, also Passagen, die
eindeutig von A-ha beeinflusst sind? "Ist doch
ein tolles Gefühl, wenn du etwas hinterlässt, von dem
sich andere etwas nehmen und das dann weiterentwickeln",
sagt Magne. Und Morten freut sich: "Es passiert
uns oft, dass Musiker auf uns zukommen und uns erzählen,
dass wir der Grund gewesen seien, warum sie seinerzeit
überhaupt mit der Musik begonnen hätten."
Für die drei, die Ende November für sechs Konzerte nach
Deutschland kommen, ist ihre Gruppe heute nicht mehr so
etwas wie ihre alleinige Lebensaufgabe: "Früher
gab es nur die Band, jetzt hat jeder sein eigenes Leben
mit Familie und Freunden. Trotzdem müssen wir uns
anstrengen, in die Hitparaden zu kommen, denn unsere
Kinder hören am liebsten Chartradio. Dass sind sie mal
richtig stolz auf uns!"
Dank an Oliver für das Einscannen des
Bildes und die Abschrift des Artikels
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