Drei fast erwachsen gewordene Schlingel
(Kölner Rundschau vom 17.09.2002)
A-ha reden vor ihrem Konzert am Montag in der Köln-Arena über
Veränderung
Beweisen müssen sie nichts mehr. A-ha haben jahrelang abgeräumt.
Ein Platz in der Hall of Fame ist ihnen längst sicher. Morten Harket,
Magne Furuholmen und Paul Waaktaar-Savoy wollen es trotzdem noch mal
wissen. Ihre Welttour macht allein in Deutschland ein dutzend Mal
Station. "Das Touren fällt uns heute leichter als vor zehn Jahren",
meint Magne. A-ha sitzen im prächtigen Schloss Bensberg, um vor dem
Köln-Konzert am Montag Promotion zu machen. Jemand nimmt Brandgeruch
wahr. Magne ist gut aufgelegt: "Ich schlage vor, wir reden, bis die
Flammen züngeln. Weitere Fragen?"
Ja, sicher: Warum fällt das Touren leichter? "Wir rauchen
jetzt andere Sachen", sagt Sänger Morten. Er grinst nicht
breit, aber amüsiert und beobachtet die Suche nach dem vermeintlichen
Brand. In den 80ern seien die Konzerte Stress pur gewesen. "Die
Entwicklung war problematisch", erinnert sich Magne, und
nennt kreischende Mädchen-Massen, den "Teen-Hype", als Grund.
"Heute", sagt er, "ist es entspannter - vor,
auf und hinter der Bühne. Wir sind älter, und wir gehen auf
Tour, weil wir wollen, und nicht, weil wir müssen."
Vor zwei Jahren tauchten A-ha mit "Minor Earth Major Sky"
wieder auf. Jetzt also "Lifelines", wieder potentielle Hits. Die
alten Sachen hängen dem Trio auch nach 20 Jahren nicht zum Hals raus.
"Gar nicht", sagt Morten Harket, der jetzt guckt, als
meine er es ernst. Wie heißt das Zauberwort? Modifikation. In der Tat
hat das Trio beim Tour-Auftakt in Brasilien ollen Songs neuen Pfiff
verliehen und "The Living Daylights" mit Reggae-Elementen
verziert. "In den letzten Jahren", erklärt Magne, "haben
wir gelernt, Dinge aus anderen Perspektiven zu sehen."
Er selbst betätigte sich erfolgreich als bildender Künstler,
Morten verfolgte Solo-Projekte, Paul arbeitet mit seiner Band "Savoy".
"Alles, was wir jetzt tun müssen, ist: Es anders machen." Sagt
Morten. Und Magne fügt hinzu: " Wir wollten immer besser werden.
Das gilt noch heute." Ob sie nicht sogar viel berühmter als die
Beatles werden wollten, will einer wissen. "Haben wir nie gesagt",
dementiert Morten: Nicht "viel berühmter"; nur "berühmter".
Da grinst er schon wieder. Kein Zweifel: Das Trio ist obenauf, sogar
körperlich. Sie sehen aus wie die Drei von der Mucki-Bude.
"Youth is wasted on the Young" - dieses Oscar Wilde-Zitat
ziert das "Lifelines"-Booklet. Was es bedeuten soll, müsse man
Oscar Wilde fragen, meint Harket. Soll es heißen, dass die drei vor
20 Jahren ihre Jugend vergeudet haben, die sie jetzt nachholen? "Ach",
meint Morten, "wir saßen spät nachts zusammen. Mir fiel das
Zitat ein, und wir redeten darüber, es ins Booklet zu nehmen. Als es
dann tatsächlich drin stand, war ich selbst überrascht."
Paul, bisher eher still, horcht auf und grinst. "Ihr habt darüber
geredet? Mit mir nicht!" Auch ein Schlingel.
Dank an Judith
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