Die Nordlichter auf Erfolgskurs
(Kölnische Rundschau 22.07.2000)
Popgruppe
"A-ha" geht wieder auf Tournee
Es gibt Menschen, denen kann man einfach
nie richtig böse sein. Sie sind einfach nur nett. Anders
als Warmduscher à la Pur, sondern wirklich sympathisch
eben: Drei davon sitzen in der Bar des Kölner
"Hyatt" und erzählen nette Geschichten: "Bei
der Musikszene ist es so ähnlich wie bei Heringen. Es
gibt Zyklen, gute Fangsaisons, schlechte Fangsaisons",
sagt Frontman Morton Harket und lächelt. Das kann er
besonders gut. Und es ist ein gewinnendes, ja fast
erschlagendes Lachen. Zum Erfolg reicht das aber nur
bedingt. In den 80er Jahren war "A-ha" eine der
weltweit erfolgreichsten Bands überhaupt: Sechs Alben
landeten in den Top 30 und 16 Singles kletterten in die
Top 50 der deutschen Charts.
Mit "Take on me" gelang der
norwegischen Band 1965 ihr erster Welthit, der in den USA
und in Deutschland auf Platz 1 der Hitparade landete. Es
folgten Ohrwürmer wie "The sun always shines on
TV" (1986), "Hunting high and low" und
"Stay on these roads" (1988). Sie schrieben den
Titelsong für den James-Bond-Streifen "The living
daylights" und heimsten acht MTV-Music-Awards ein.
Das war Musik der 80er Jahre für
Menschen der 80er. In den 90ern trat "A-ha"
zwar noch immer erfolgreich in Fußballstadien, zuletzt
vor 200 000 Menschen in Rio de Janeiro, auf, doch 1994
war die Luft raus. "Wir hatten einen Punkt
erreicht, an dem uns A-ha nicht mehr befriedigen konnte
wir mussten eine Weile getrennte Wege gehen, um zu
erlernen, wer wir außerhalb der Band waren",
erklärt Magne Furuholmen. Von einer Trennung möchten
die Jungs aus Norwegen nicht sprechen. Überhaupt, dieses
Klischee der ewigen Jungs. Mittlerweile sind die drei
gestandene Männer. Aber ihren jungenhaften Charme und
eine gewisse Schlitzohrigkeit haben sie sich bewahrt. Auf
die Frage, ob sich seit damals etwas an der
Zusammenarbeit geändert habe, entgegnet Morten (40):
"Es ist genauso langweilig wie immer!"
Als Boy-Group möchten die drei Nordmänner nicht gelten.
"Wir sind eher das Old Boys Team",
erklärt Morton und setzt wieder seine Allzweckwaffe,
sein Lächeln, auf.
Die Idee, gemeinsam Erfolg zu haben, ist
uralt: "Als wir Kinder waren saßen wir so herum
und versprachen uns gegenseitig, dass wir eines Tages größer
als die Beatles würden", erinnert sich Pål
Waaktaar-Savoy ganz bescheiden. Davon sind sie zwar noch
sehr weit entfernt, aber eines gelang ihnen im neuen
Jahrtausend, das Comeback des Jahres: Ihre neue Single
"Summer moved on" schlug ein wie eine Bombe,
und das Album "Minor Earth, Major Sky" stieg im
Frühjahr von null gleich auf Platz 1 der deutschen
Albumcharts und verkaufte sich so gut, dass es binnen
weniger Wochen Platin-Status erhielt.
Die Auszeit ist den erfolgsverwöhnten
Heringsfischern offensichtlich gut bekommen: Eine gesunde
Mischung aus moderner Pop-Musik der späten 90er und
Reminiszenzen an das Jahrzehnt des Pop, die 80er Jahre.
Nicht spektakulär, aber einfach nett anzuhören
ein bisschen Schmalz musste bei A-ha schon immer sein.
Und wenn sich Platten gut verkaufen, dann machen Musiker
natürlich das Naheliegende: Sie gehen auf Tournee.
"A-ha" geben im Spätherbst 6 Konzerte in
Deutschland.
Ungenutzt ließen sie die sieben Jahre
nicht: Magne fing an zu malen, und wie so oft, wenn
Popstars eine Leinwand mit Farbe füllen, laufen die
Menschen in Galerien und Museen und kaufen. Pål Waaktaar
gründete mit seiner Frau, die auf dem neuen Album in
einem Song mitsingt, die Band Savoy, währen Sänger
Morton ein Soloalbum aufnahm und begann, seine Lieder
selbst zu schreiben. Einen kleinen Ausflug in die Welt
des Techno hat Morton ebenfalls gewagt. Auf der neuen
Platte ist davon jedoch kaum etwas zu hören: "Aber
Techno war interessant", sagt Morton und lächelt.
Tourneedaten: 24.11. Hamburg, 25.11.
Berlin, 26.11. München, 28.11. Oberhausen, 29.11.
Frankfurt, 30.11. Stuttgart.
Vielen Dank an Meike für die Abschrift
des Artikels
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