A-ha: Summer Moved On - Transkription
(Keyboards Ausgabe 09/2000)

Erfolg benötigt oft einen langen Atem - und die drei Norweger Pål Waaktaar-Savoy, Magne Furuholmen und Morten Harket können im wahrsten Sinne des Wortes ein Lied davon singen. 1984 nahmen sie den Song "Take On Me" auf, der in Norwegen sogleich ein Hit wurde, in Großbritannien aber floppte. Ein Jahr später mischte man den Song neu ab und veröffentlichte ihn in England nochmals - wiederum ohne Erfolg. Ein paar Monate später wurde "Take On Me" zusammen mit einem Video in den USA präsentiert und räumte dort schließlich kräftig ab. Erst dann wurde der europäische Markt von einer A-ha-Welle überrollt.

Zuerst als Teenie-Band abgestempelt, entwickelten die Skandinavier ihre Musik weiter und verloren ob des gewachsenen musikalischen Anspruchs an die Hörer ein wenig die "Bindung" zum Markt. 1993 landeten sie ihren letzten Top-20-Hit, bevor sie im vergangenen Jahr zu einem Comeback ansetzten.

Mit "Summer Moved On" knüpft die Band stilistisch an die erste Schaffensperiode an: Melodiös, orchestral mit leichtem Hang zur Dramatik und mit fortgeschrittenem Klangmaterial. So sind die Akkorde mit allerlei Optionen wie sus4, add9 und maj7 angereichert. An einigen Stellen vermischen sich die Strukturen im opulenten Klangspektrum, so dass sie nicht ganz eindeutig zugeordnet werden können: In Takt 25 und 29 bleibt letztlich ungeklärt, ob ein F#sus4- oder ein Bm/F#-Vorhalt, wie die Melodieführung nahelegt, die harmonische Basis bildet. Auch nicht ganz eindeutig ist die Zuordnung der Akkordsymbole A6 in den Takten 23 und 27 - hier könnte ebensogut F#m/A stehen.

Noch "undurchsichtiger" wird der Fall in Takt 7 und 11: Zugrunde liegt eigentlich der Akkord Bm, wobei in der ersten Takthälfte allerdings der Vorhalt "g" seine charakteristische Klangfärbung entfaltet. Dieses habe ich mit der Bezifferung Gadd9/B (= b-d-g-a) und nachfolgendem Bm7 beschrieben, man könnte jedoch der Vorhaltwirkung entsprechend auch das unübliche Symbol Bm5#/7 verwenden.

Zum formalen Aufbau des Stückes sind zwei Anmerkungen zu machen. Zum einen gliedert sich die Strophe in zwei Teile: An den Anfangsteil, von mir weiterhin Strophe genannt (Takt 6-13), schließt eine Hinführung bzw. Überleitung zum Refrain an, hier Übergang genannt. Diese funktionale Aufteilung findet sich in vielen guten Balladen (Elton John etc.). Zum anderen stellt sich auch für A-ha das kompositorische Problem nach Strophe (inkl. Übergang) und Refrain einen 3. Funktions-Teil (Mittelteil, C-Teil) ins Stück zu integrieren. Häufig geschieht das durch ein Solo über die Strophe, ggf. in einer anderen Tonart.

A-ha haben stattdessen ein bißchen Zweitverwertung betrieben und folgendes "zusammengebastelt": In dem von mir 1. Interlude genannten Teil wird über den Harmonien des Übergangs [wohl ein Druckfehler, es sind die Harmonien der Strophe] zunächst ein Gitarrensolo angedeutet, das jedoch nach 4 Takten zugunsten der 2. Zeile des Übergangs wieder aufgegeben wird. Im gleich daran anschließenden 2. Interlude bilden die Harmonien der 1. Refrainzeile die Grundlage, um dann in einer harmonisch neu konzipierten Zeile eine orchestrale Steigerung zum nachfolgenden Refrain aufzubauen - so umfaßt diese Kombination von Alt- und Neumaterial stolze 16 Takte.

Vielen Dank an Meike für die Abschrift des Artikels

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