10.000 Menschen in der Arena Oberhausen
(City Guide Köln vom 26.09.2002)

A-ha ohne "Oho!" oder das lange Warten auf den kurzen Rock

Oberhausen - Die Stimmung vor Konzertbeginn in der Arena zu Oberhausen war weltklasse. Dutzende Male rauschte die "La Ola"-Welle durch die Halle. Pünktlich um 21.15 kamen die drei Norweger Morten Harket, Pal Waaktaar-Savoy und Magne Furuholmen unter stürmischem Jubel auf die Bühne und dann... passierte nicht mehr viel für die nächsten knapp 80 Minuten des eindreiviertelstündigen Konzertes.

Bis zu den letzten vier Songs des Auftritts wabberte das Konzert in melancholischer Stimmung vor sich hin. Der Schmusefaktor von Harket und Co. ist zwar enorm hoch, aber es waren ja nicht nur Pärchen in Oberhausen anwesend.

Text zum Bild: Morten Harket, der Sänger der norwegischen Band A-ha.

Es fehlte der Druck, es fehlte der Rock. Alles auf der Bühne wirkte irgendwie gequält. Den Zuschauern kam es teilweise vor, als ob viele Stücke live noch langsamer gespielt wurden, als sie bereits auf dem Tonträger waren. Selbst ein Hit aus vergangenen Tagen wie "The Blood That Moves The Body" wurde zwar funkig aber doch sehr schleppend gespielt, so dass der gesamte Drive somit aus dem Song genommen wurde.

Eine Ballade folgte der nächsten. Auch bei dem Nummer-1-Hit "Stay On These Roads" wurde doch tatsächlich vergessen, dass eigentlich ein Schlagzeug involviert sein sollte. Eine Unplugged-Version war nicht gerade vorteilhaft für die bereits einschläfernde Stimmung.

Apropos der Schlagzeuger. Der gemeine Zuschauer musste bis zum 15. Stück Angst haben, dass sich dieser aufgrund von Bewegungslosigkeit eine Erkältung holte. Gitarrist Pal Waaktaar höchstpersönlich spielte und sang diesen Song (Sycamore Leaves) und vor allen Dingen er rockte.

Die Fans merkten: Es geht aufwärts! Leichte Zuckungen in den Armen, bis hin zu rhythmischem Mitklatschen waren die Folge. Sänger Harket hatte zu diesem Zeitpunkt die Bühne für zwei Stücke verlassen und stand relaxed am Stageaufgang.

Aber die Leiden des aus-sich-heraus-gehen-wollenden Fans wurden geheilt. Mit Lied Numero 18 "Take On Me" spielte die ehemalige Teeniegroup ihren größten Erfolg aller Zeiten. Eine wunderbare Stromgitarrenversion ließ die ganze angesammelte Freude der Zuschauer eruptieren. Sogar ein BH und mehrere Stofftierchen flogen, wie in den alten Zeiten auf die Bühne.

Morten Harkets chorknabenhafter Sopran drang endlich, mit der sich gehörenden Dynamik, durch die Arena. Minutenlanger Beifall. Nächster Song, nächster Treffer. "The Living Daylights", Titelsong aus dem gleichnamigen Bondstreifen, wurde durch die Fans noch minutenlang gesanglich zelebriert. Und dann war Schluss!

Die drei Norweger sagten in gebrochenem Deutsch einfach so "Auf Wiedersehen", obwohl viele dachten, das Konzert würde nun erst beginnen. Zwei Zugaben hingen A-ha dran. Leider konnten sie ihr Comeback-Stück "Summer Moved On" nicht wirklich rüberbringen (wieder das Dynamikproblem), doch dafür knallte ihr Mega-Hit "The Sun Always Shines On TV" durch Mark und Bein.

Bei aller Kritik muss festgehalten werden, dass kein Zuschauer wirklich tief enttäuscht aus dem Konzert ging, denn A-ha spielten nahezu alle ihre Erfolge, wenn auch ohne die notwendige Power.

Dank an Liane

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