CD Kritik zu "MEMS"
(Blender, Dänische Kulturzeitschrift, Ausgabe 4/5 2000)

Eines der bestbewahrten Geheimnisse der Popmusik ist das norwegisches Trio A-ha, dem seit ihrem Durchbruch 1985 mit dem klassischen Popsong, "Take On Me", in groben Zügen immer mit einem nachsichtigen Achselzucken von der gesamten Kritikerzunft begegnet geworden ist. Trotz fünf Alben, die von gut bis ausgezeichnet rangierten - so ist Scoundrel Days von '86 wohl das beste "Technopop"-Album überhaupt - gelang es dem Trio in der Zeit von 1985-1993 nicht, die Anerkennung zu erreichen, die ihm rechtmäßig zukam: Als die größte Popband, die Skandinavien seit Abba hervorgebracht hat! Und im Gegensatz zu Abba besaß A-ha außerdem einen Sänger von internationaler Klasse in Form von Morten Harket, dessen Stimme von himmelstrebender Größe wie maßgeschneidert zu den melancholischen Moll-Kompositionen und majestätischen Melodien Pål Waaktaars passt.
Die gute Neuigkeit ist, dass das Trio nach sieben Jahre Pause - wo Harket das sehr gelungene Soloalbum "Wild Seed" herausbrachte und Waaktaar mit der Band Savoy für das enttäuschende "Mary Is Coming" verantwortlich war (Anm. Peter: "Mary Is Coming" wurde als einziges Savoyalbum in Dänemark herausgebracht) - jetzt wieder auf einer Platte zusammen sind. Und welch eine Platte! Die 13 Songs, die "Minor Earth, Major Sky" ausmachen (was sicherlich als Erde in Moll, Himmel in Dur interpretiert werden soll!) demonstrieren vollauf, dass die Gruppe den Griff um ihren ganz speziellen, traurigen und grossartigen, sattgemachten und melancholischen, stofflichen und stattlichen Ausdruck nicht verloren hat, der sie von Anfang an von den meisten anderen sogenannten Teenypopper-Gruppen unterschied. Die Songschreibung ist demokratischer geworden, so dass, obwohl Waaktaar immer noch für den Hauptteil der Kompositionen steht - manchmal in Einklang mit seiner Frau Lauren oder Keybordspieler Magne Furuholmen - sich sowohl Furuholmen als auch Harket auf diesem Album repräsentieren. Es gibt jedoch keinen Zweifel daran, dass es im Allgemeinen Waaktaars Kompositionen sind, die das ganz besondere Flair ausmachen, das man mit A-ha verbindet - in Einklang mit Harkets Stimme natürlich; hat man die tolle Singleauskopplung, "Summer Moved On" gehört, weiß man schon, was gemeint ist.
Neuschöpfungen gibt es keine, abgesehen von einem diskreten, ajourgeführten Klang, Also, was bekommt man denn für sein Geld? Schöne, wehmutige und grandiose Musik, mit einer Hand voll Liedern, weit über dem Durchschnitt. So ist es.

Bewertung: 5 von 6 Punkten = Hervorragend

Vielen Dank an Peter für die Übersetzung

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